Schlagwortarchiv für: Verband der Ernährungswissenschaften Österreichs

Lebensmittel-Verschwendung

Essen im Wandel – Change for the better.

Im Monat Mai war das Thema „Lebensmittelverschwendung“ in aller Munde.
Der 2. Mai kennzeichnet den Tag der Lebensmittelverschwendung in Österreich. Am 6. Mai veranstaltete der VEÖ (Verband der Ernährungswissenschaften Österreichs) zu diesem Schwerpunkt eine Jahrestagung und einen interessanten online Journalisten-Workshop gemeinsam mit der Wiener Tafel.

  • Klimawandel?
  • Lebensmittelverschwendung?
  • Ausgewogene klimaschonende Ernährung?
  • Regional?
  • BIO-Anteil?
  • Fleischkonsum?

All das führt letztendlich zu der einen entscheidenden Frage: Können wir mit unserer Ernährung den Planeten retten?
Nachhaltige Ernährung rückte aufgrund der Corona Krise einmal mehr in den Fokus. Besonders die erste Zeit der Pandemie war geprägt von Ängsten um eine ausreichende Lebensmittelversorgung und sorgte für einen verstärkten Trend regionaler, nachhaltiger Produkte. Dies zeigt, dass der Virus nicht nur Schrecken, sondern womöglich den längst notwendigen Schubs zu einer nachhaltigeren Ernährung bringt. Aus der Pandemie resultieren einige Fragen z.b. Wie hat sich die Ernährung während der Pandemie verändert? Was können wir im Bereich Ernährung tun, um unseren Planeten wieder ins Gleichgewicht zu bringen? Welchen Beitrag kann hier die Technik leisten? Fragen wie diesen hat sich der VEÖ in der diesjährigen Tagung mit hochkarätigen Expert*innen gewidmet.

Wie digital ist unser Essen heute?

Im letzten Jahr hat sich Österreich spürbar digitalisiert, nicht nur im Bereich des Home Office sondern auch im Bereich des Essens. Hier nimmt laut Keynote Speaker Hendrik Haase das Tempo der Digitalisierung rasch zu und revolutioniert unser Ernährungsverhalten auch. So sind Lieferservices oder Food Fotos auf Instragram bereits von gestern. Durch neue innovative Apps soll uns scheinbar unser Essalltag erleichtert werden: Kühlschränke, die Einkaufslisten erstellen, Apps, mit denen man „Essensreste“ retten kann oder sogar online Ernährungsguides, die laut DNA-Analyse wissen, was wir zu uns nehmen sollen überschwemmen geradezu den Markt. Die Unternehmen schauen auf unsere Teller, analysieren die so gewonnen Daten in einem unserer privatesten Bereiche – unserem Essen und Trinken. Es gilt Vorteile und Nachteile genau abzuwägen und sich der Risiken im Einsatz neuer Technologien genau bewusst zu sein.

Ernährungsempfehlungen der Zukunft

Eine nachhaltige Ernährung ist eng verknüpft mit den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt, Gesundheit und Kultur. Allein diese Zusammenhänge zeigen schon die Komplexität, die sie mit sich bringt und es KonsumentInnen oft schwer macht, ein Produkt beim Einkauf umfassend bezüglich der Nachhaltigkeit zu beurteilen. Z.B. ist ein Apfel aus Österreich immer die nachhaltigere Wahl?

Im letzten Jahrzehnt wurden die Rufe nach einer Anpassung aktueller Ernährungsempfehlungen an ein nachhaltiges Ernährungssystem weltweit immer lauter. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass dies auch schon von einigen Ländern umgesetzt wurde.

In den Ernährungsempfehlungen kamen u.a. folgende Punkte zur Erwähnung oder Umsetzung:

  • soziale und wirtschaftliche Aspekte einer nachhaltigen Ernährung
  • biologische Landwirtschaft
  • empfohlener geringer Anteil hochprozessierter Lebensmittel
  • Erweiterung um pflanzliche Alternativen und Proteinquellen wie Hülsenfrüchte
  • Zusammenhänge Ernährung und Umwelt allgemein
  • Nachhaltiger Fischfang


Ist diese Krise nun die Chance, um unser Essverhalten zu ändern?

Ernährungsgewohnheiten sind resistent, doch die „Corona Krise zwingt uns in neue soziale Strukturen über einen relativ langen Zeitraum.“ so Eva- Maria Endres (APEK – Büro für Agrarpolitik und Ernährungskultur). Dass Krisen bzw. die Angst ein schlechter Motiviator sind, langfristig unser Ernährungsverhalten zu ändern zeigte bereits die BSE-Krise. Nach einem kurzen Rückgang des Konsums vom Rindfleisch, stieg es nach der Krise wieder an. Langfristige Auswirkungen hatte es somit nicht auf unser Essverhalten. Aer es kam zu einem politischen Wandel, so wurde u.a. die Europäische Lebensmittelbehörde gegründet oder das Bio-Siegel eingeführt. Dies zeigte nochmals mehr, dass Essgewohnheiten von sozialen Normen und Routinen bestimmt sind, aber nicht von kognitivem Wissen. Fleisch ist seit Jahrtausenden ein Symbol für Wohlstand, Macht und Männlichkeit. Um wirklich langfristige Veränderungen zu verankern, braucht es laut Studien mindestens 2 Jahre.

Gegen Lebensmittelverschwendung

Wiener Tafel Sensorik Labor:
So lernt man den richtigen Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)

In der Pause der VEÖ-Jahrestagung 2021 konnten die Tagungsteilnehmenden und Vertreterinnen und Vertreter der Presse das Wiener Tafel Sensorik Labor online live erfahren. In dem bewährten Bildungsformat der Wiener Tafel konnte man die spannende Welt der Lebensmittel selbst kennenlernen. Den Teilnehmenden wurde von Projektleiterin Mag.a Monika Heis und Profiköchin Petra Gruber erklärt, wie man mithilfe der eigenen Sinne lernen kann, die Qualität von Lebensmitteln einzuschätzen und so Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Denn in privaten Haushalten werden nach wie vor täglich tonnenweise einwandfreie Lebensmittel weggeworfen. Oft schaut man nur auf das Mindesthaltbarkeitsdatum und wirft, wenn es überschritten ist, das Lebensmittel dann einfach weg. Das Mindesthaltbarkeitsdatum sagt aber nichts über den tatsächlichen Zustand eines Lebensmittels aus. Stattdessen kann man durch Schauen, Fühlen, Hören, Riechen und Schmecken wichtige Informationen über unsere Nahrung bekommen. Über Jahrmillionen entwickelt, ermöglicht uns diese Sensorik zu prüfen: Ist ein Lebensmittel einwandfrei, verdaulich, frisch, verträglich und nahrhaft? So kann man überprüfen, ob das Lebensmittel noch genießbar ist.

Im Anschluss an das Wiener Tafel Sensorik Labor standen die Projektleiterin Mag.a Monika Heis und Profköchin Petra Gruber von der Wiener Tafel, sowie Mag.a Dr.in Elisabeth Höld und Mag.a Veronika Macek-Strokosch vom VEÖ für die Fragen der Teilnehmenden zur Verfügung.

👉 Schauen Sie sich den Video-Zusammenschnitt des Sensorik Labors an!

VEÖ Quarantäne-Kochbuch – Genießen geht immer

Mit der Wiener Tafel verbindet den Verband der Ernährungswissenschaften (VEÖ) das gemeinsame Anliegen, der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken.
Während des Lockdowns rief der Verband der Ernährungswissenschaften Österreichs seine Mitglieder auf, ihre Lieblings-Quarantäne-Rezepte inklusive Fotos zu schicken, um diese via Facebook als kreative Unterstützung für die Bevölkerung zu teilen.
Mit dem „VEÖ Quarantäne-Kochbuch – Genießen geht immer!“ möchten wird das Engagement gegen Armut und Wegwerfmentalität der Wiener Tafel unterstützen: Sämtliche Spendenerlöse aus diesem Projekt kommen daher der Wiener Tafel zugute.

👉 Probieren Sie doch gleich den Polenta-Sterz, ein schnelles Frühstück Rezept aus dem VEÖ-Kochbuch aus!
Das Quarantäne-Kochbuch ist gegen eine freie Spende unter der Emailadresse success@veoe.org erhältlich.

Über den Verband der Ernährungswissenschaften Österreichs (VEÖ):

Der Verband der Ernährungswissenschaften Österreichs (VEÖ) wurde 1991 gegründet. Er bietet eine Kontaktplattform am Sektor Ernährung für Fachleute, Organisationen, Unternehmen, aber auch der interessierten Öffentlichkeit. Wichtige Ziele des Verbands sind unter anderem die fachspezifische und berufsübergreifende Fortbildung und Weiterqualifizierung sowie eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Ernährung. Dadurch trägt der Verband auch maßgeblich zur Ernährungsaufklärung und somit Gesundheitsförderung der Bevölkerung bei.

 

Quelle: Verband der Ernährungswissenschaften Österreichs (VEÖ)
Foto: Jan Helebrant, Pixabay

Hype-Diät „Intervallfasten“ – was steckt dahinter?

Intervallfasten – was steckt dahinter?

Die zurzeit vermutlich beliebteste Diät schmückt sich mit kryptischen Bezeichnungen wie 16:8 oder 5:2. Der Verzicht auf Lebensmittel in Zeiten des Überflusses stellt eine besondere Herausforderung dar, wird aber von vielen Seiten gelobt und findet sich auf zahlreichen Doppelseiten von populären Zeitschriften wieder. Doch wie wissenschaftlich fundiert ist „intermittierendes Fasten“ wirklich?

Vom Steinzeitmenschen bis heute

Die eigene Gesundheit durch Fasten wieder zu erlangen oder zu erhalten, wurde erstmals durch den Vater der Medizin schriftlich festgehalten: Hippokrates von Kos um 400 Jahre vor Christus. Ein neuer Trend ist somit das Intervallfasten keineswegs. Den Stein endgültig ins Rollen brachte jedoch ein japanischer Zellbiologe: Yoshinori Oshumi. Mit einem Team wurden unermüdlich die Effekte des Fastens untersucht, bis die Autophagie im Zentrum seiner Forschung stand. Seine bahnbrechenden Erkenntnisse verschafften ihm 2016 den medizinischen Nobelpreis.

Wiederverwertung alten „Zellmülls“ als verjüngender Effekt

Das Schlagwort für Intervallfasten: Autophagie, was wörtlich übersetzt „sich selbst fressen“ bedeutet. Das heißt, dass alte und nicht mehr gebrauchte Zellbestandteile wie kaputte Proteinstrukturen verdaut und in ihre kleinsten Bestandteile zerteilt werden, um für den Aufbau völlig neuer Zellen zur Verfügung zu stehen. Nach wie vielen Stunden die Autophagie auf Hochtouren läuft, ist höchst unterschiedlich und variiert je nach vorliegenden Reserven an Kohlenhydraten, Fett oder Protein. Genaue Angaben wären deshalb nicht seriös und wir müssen auf weitere Forschungsergebnisse warten. Sicher aber ist, dass während einer 16-stündigen Fastenzeit, wie es bei 16:8 der Fall ist, die Autophagie bereits kräftig angekurbelt wird. Damit werden der Abbau alter und die Produktion neuer Zellkomponenten im Gleichgewicht gehalten, entscheidend in der Prävention von Krebs, Demenz- und Infektionskrankheiten.

Besser als herkömmliche Diäten?

Noch konnte nicht bestätigt werden, ob Intervallfasten einer klassischen kalorischen Reduktionsdiät überlegen ist. Denn all die Gesundheitserfolge konnten auch unabhängig von den Essenszeiten bei anderen Diäten beobachtet werden.

Intervallfasten im Alltag

Wer von den positiven Stoffwechseleffekten profitieren möchte, kann zwischen einer Vielzahl an Varianten wählen. Durch die Wahl einer individuell gut in den Alltag integrierbare Variante kann das regelmäßige Fasten gelingen. Und erst die Regelmäßigkeit, wie einmal pro Woche über einen längeren Zeitraum, führt zu den gewünschten Effekten.

Besonders bekannte Formen sind:

  • Alternate Day Fasting (ADF), wobei Essen nur an jedem zweiten Tag „erlaubt“ ist. An Fastentagen dürfen jedoch bis zu 300 Kilokalorien, also etwa ein kleiner Salat, etwas Obst oder Säfte konsumiert werden, da die Zelle auch bei geringer Kalorienaufnahme im Fastenmodus bleibt.
  • 5:2-Fasten: zwei Fastentage in der Woche mit maximaler Kalorienaufnahme von 500 kcal.
  • 16:8-Methode: die vermutlich beliebteste Methode. Innerhalb von 24 Stunden wird 16 Stunden gefastet und 8 Stunden gegessen. Es unterscheidet sich von den anderen Varianten insofern, als das Zeitfenster von 16 Stunden strikter gehalten wird. Erlaubt sind nur kalorienfreie Getränke wie Wasser mit oder ohne Zitrone, ungesüßte Tees und schwarzer Kaffee.

Tipps:

  • Bei der 16:8 Methode könnte die letzte Mahlzeit um 19 Uhr und das Frühstück am nächsten Tag um
    11 Uhr verzehrt werden. Zwischen 11 Uhr bis 19 Uhr darf normal gegessen werden, am besten aber auch hier mit Esspausen von 2-3 Stunden zwischen den Mahlzeiten.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr während des Fastens
  • Essen Sie ausgewogen und abwechslungsreich.
  • Hören Sie auf Ihren Körper. Wählen Sie jene Fastenmethode, mit der Sie sich wohlfühlen. Sollten Sie z.B. an Schwindel oder Kopfweh leiden, essen Sie etwas.

So unterschiedlich Alltage gelebt werden, genauso individuell können sich die Fastenformen dem täglichen Leben anpassen. Vermutlich erfreut sich das Intervallfasten nicht zuletzt deshalb einer so großen Beliebtheit.

Eat2day-Tipp:

Ihr perfekter Start in den Tag mit DAY START …
Starten Sie einfach Ihren Tag figurbewusst und sparen Sie so auch bei den folgenden Mahlzeiten Kalorien.
Das Geheimnis liegt in einer Fettverbrennung auf Hochtouren: Ein kohlenhydratreiches Frühstück mit Semmel, Brot, Müsli und Co. signalisiert das Ende der nächtlichen Fettverbrennungsphase.
Mit einem Eiweißfrühstück tricksen Sie Ihren Körper aus, da Ihr Blutzucker- und Insulinspiegel kaum ansteigen. So kann die Fettverbrennungsphase der Nacht einfach weiterlaufen – ohne dass Sie auf Ihr Frühstück verzichten müssen.
Ersetzen Sie währende der Woche, wenn es schnell gehen muss, einfach regelmäßig Ihr Frühstück durch DAY START und genießen Sie am Wochenende ausgiebig die erste Mahlzeit des Tages beispielsweise mit Eiern, Gemüse, Käse, Schinken, Lachs und frischem Obst.
👉 Probieren Sie gleich diese tollen DAY START Rezepte aus!

👉  Ob während des Intervallfastens Ihre Fettpösterchen gezielt „dahinschmelzen“ kann nur durch eine genaue Körperzusammensetzung-Messung (BIA-Messung) betrachtet werden. Wichtig ist, dass die Muskelmasse während des Intervallfastens oder einer Diät erhalten bleibt!

 

Neueste Studienergebnisse zeigen …

Intervallfasten: Bauchfett bleibt hartnäckig

Das Intervallfasten gilt als probates Mittel gegen Fettpolster. Doch ausgerechnet das besonders ungesunde Bauchfett kann diesem Wechselfasten offenbar widerstehen – und sogar aktiv gegensteuern. Indizien dafür haben Forscher jetzt bei Proteinanalysen des Fettgewebes von intervallfastenden Mäusen gefunden. Während beim Unterhautfett der Fettabbau angekurbelt wurde, verstärkte sich beim Bauchfett die Fettproduktion. Bei der Diätform des Intervallfastens legt man entweder regelmäßig Fastentage ein oder aber man begrenzt die Zeit seiner täglichen Nahrungsaufnahme – beispielsweise indem man über Nacht eine mindestens 12 bis 16 Stunden lange Esspause einlegt.

Für eine Studie analysierten Forscher die Gesamtheit der Proteine in den Fettgeweben der Mäuse – sowohl im Bauchfett als auch im Unterhautfettgewebe. Sie verglichen, wie sich das Proteom dieser Fettdepots verändert, wenn die Mäuse einmalig fasteten oder aber für längere Zeit ein Intervallfasten absolvierten. Dabei durften die Tiere abwechselnd einen Tag lang beliebig viel fressen, einen Tag bekamen sie kein Futter.

Das Ergebnis: In Reaktion auf das Intervallfasten zeigten sich bei den Mäusen signifikante Veränderungen bei rund 1.800 Proteinen der Fettgewebe. Bei den Mäusen, die nur einmalig fasteten, waren dagegen nur rund 300 Proteine in den Fettdepots verändert. Auf den ersten Blick legen die Proteinveränderungen daher nahe, dass das Intervallfasten wie erwartet die Fettverbrennung anregt.

Aber: Während das Unterhautfettgewebe tatsächlich vermehrt Enzyme zum Fettabbau produzierte, war dies beim Bauchfett nicht Fall. Hier reduzierte sich stattdessen ein für die Fettauflösung wichtiges Protein um das Vierfache und auch weitere Enzyme für den Fettabbau nahmen ab statt zu. Dafür stieg der Gehalt der für den Fettaufbau nötigen Proteine im viszeralen Fett an. Das viszerale Fett kann sich offenbar an wiederholte Fastenzeiten anpassen und seinen Energievorrat schützen.

D. J. Harney et al.: Proteomics analysis of adipose depots after intermittent fasting reveals visceral fat preservation mechanisms; Cell Reports 34 (9), 2021.
https://www.cell.com/cell-reports/fulltext/S2211-1247(21)00118-2?_returnURL=https%3A%2F%2Flinkinghub.elsevier.com%2Fretrieve%2Fpii%2FS2211124721001182%3Fshowall%3Dtrue
https://www.scinexx.de/news/medizin/intervallfasten-bauchfett-bleibt-hartnaeckig/

Quelle: Verband der Ernährungswissenschaften Österreichs (VEÖ)
Foto: Julia Mikhaylova, Shutterstock